La commune n’est pas morte, vive la commune!

Vor 148 Jahren wurde eine neue Idee von Gesellschaft geboren. Mit dem Aufstand und der Selbstverwaltung der Pariser Kommune wurden die noch jungen sozialistischen Idee der Zeit in die Tat umgesetzt. Mieten und Mietschulden wurden abgeschafft, Fabriken kollektiviert und Gemeinderäte gewählt. Mit der „Union des femmes pour la défense de Paris et les soins aux blessés“ entstand eine erste sozialistische Massenorganisation der Frauen, die gleiche Löhne erhielten wie die Männer und mit auf den Barrikaden kämpften. Die Kommune bestand nur einige Wochen und doch war sie ein Zeichen, dass eine freie, gleiche Gesellschaft ohne Herren umsetzbar ist. Am 28 Mai endete dieser Versuch in einem Blutbad, bei dem zehntausende Kommunard*innen von der Armee ermordet wurden. Und doch konnten die Herrschenden die Idee der Freiheit nicht erschießen.

Die Idee der Kommune

Was ist eine Kommune? Heute denken die meisten Menschen bei dem Wort wohl an die Berliner Kommune 1 und ihre provokanten Aktionen oder die staatliche Verwaltung in Städten und Landkreisen. Das Konzept ist allerdings schon wesentlich älter und der Kern der meisten gesellschaftlichen Utopien. Auch heute noch sind Kommunen eine Grundlage, ein neues gesellschaftliches Zusammenleben zu gestalten. Gerade in der aktuellen Debatte um Basispolitik und Stadtteilarbeit fanden wir es deswegen hilfreich einige Texte zusammenzustellen um die Idee solcher freien und gleichen Vereinigung von Menschen neu zu stärken.

Vorwort der Broschüre “Texte zur Kommune”

„Es ist nicht übersehbar, dass das menschliche Hirn sich eigentlich
nur dann entfalten und diese wunderbaren Potenziale entfalten kann,
wenn wir in Gemeinschaften sind, das heißt, wir brauchen andere.
Wir sind in Wirklichkeit gar keine Einzelwesen, sondern den
Menschen gibt es nur vergesellschaftet.“

– Gerald Hüther, Neurobiologe

Das wichtigste Prinzip emanzipatorischer Utopien ist der Anspruch der Gemeinschaftlichkeit. Das bedeutet, die grundlegende Vorstellung, das eine ideale Gesellschaft aus einer Gruppe gleicher, freier Individuen besteht und dieser Zustand nur gemeinsam erreicht werden kann. Dies steht im Gegensatz zu Gesellschaftsentwürfen, die auf Individualismus, Konkurrenz und Kampf aufgebaut sind und damit die Mehrheit der bestehenden menschlichen Gesellschaften ausmachen. Die einfache Wahrheit „Nur gemeinsam sind wir stark“ drückt sich in politischen Konzepten von Solidarität und gegenseitiger Hilfe aus. Deswegen ist das lateinischen Wort für gemeinsam – communis der Ursprung der Idee der „Kommune“ und damit letztlich Grundlage politischer Theorien wie des Kommunismus oder Kommunalismus. Die Bezeichnung Kommune für eine Gemeinschaft freier Menschen kommt historisch in verschiedenen Kontexten vor.
Am bekanntesten sind wohl die freien Städte des europäischen Mittelalters, die sich von der Herrschaft der Lehnsherren los sagten, sowie die Wohngemeinschaften der siebziger Jahre, die aus einer radikalen Ablehnung der Privatsphäre versuchten eine Alternative zur bürgerlichen Kleinfamilie zu entwerfen.

In den zusammengestellten Texten wird die Kommune als Kern einer neuen Gesellschaft untersucht. Peter Kropotkin, einer der wohl wichtigsten Theoretiker der anarchistischen Bewegung des 19. Jahrhunderts und Benenner des Prinzips der gegenseitigen Hilfe, grenzt in „Die Kommune“ seine Vorstellung einer kommenden, freiheitlichen Kommune gegen die des Mittelalters ab und untersucht weitere Argumente seiner politischen Gegner. Murray Bookchin, Begründer des libertären Kommunalismus, nähert sich in „Kommunalisierung“ der historischen Kommune als einer Kontinuität in der Geschichte und zeigt Möglichkeiten einer kommunalen Wirtschaft auf. Die Parallelen und Gemeinsamkeiten in den Ideen Kropotkins und Bookchins aufzudecken ist der Kern des Beitrages von J. Frank Harrison. Am Ende steht ein kurzer Text des britischen Anarchisten Jonathan Simcock, der versucht die städtische Organisierung antiker griechischer Stadtstaaten als Vorlage für einen urbanen Kommunalismus bzw. Anarchismus zu nehmen.

Wie sieht heute eine freie Kommune aus und wie ist sie organisiert? Um die Texte trotz ihres Alters bzw. komplizierten Sprache zugänglich zu gestalten haben wir uns bemüht Fachwörter und theoretische Konzepte kurz in den Fußnoten zu erklären. Sollten da weitere Ergänzungen fehlen, bitten wir euch uns zu kontaktieren. Selbstverständlich wünschen wir uns auch einen regen Austausch zu der Thematik und freuen uns über jedes Kommentar, jede konstruktive Kritik und jeden Beitrag.

Sabot44

Die Broschüre findet ihr hier oder ausgedruckt bei unseren Veranstaltungen.