Vor 74 Jahren kapitulierte der Nazi-Faschismus. Die grausame Herrschaft, eines in dieser Form noch nicht existierenden autoritären Regimes, das die industrielle Vernichtung von Menschenleben organisierte, war beendet – die Konzentrationslager waren befreit. Eigentlich ein Grund zu feiern – anlässlich der aktuellen politischen Lage stellt sich jedoch die Frage, was gefeiert werden kann?!
Denn obwohl der Nazi-Faschismus militärisch besiegt wurde, scheuten es die Gewinner, auch seine Ideologie bis zum Schluss zu bekämpfen. Unzählige Kriegsverbrecher*innen, Ideolog*innen und Unterstützer*innen des Regimes reihten sich unbehelligt in die Ränge der neuen Staats- und Sicherheitsapparate der BRD ein. Das Interesse der kapitalistischen Gewinnerstaaten, einen starken deutschen Staat als Bollwerk gegen den „Kommunismus“ aufzubauen, überwog das Interesse der Weltgesellschaft an der Aufarbeitung der Naziherrschaft und ihrer Verbrechen. Bis heute gibt es keine komplette Anerkennung aller verfolgten Gruppen des Nazi-Regimes. Die Kontinuität von Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen die als „Asoziale“ diffamiert wurden, von Sinti*ze, Rom*nja und Homosexuellen, auch von Jüd*innen ziehen sich bis heute fort.
Heute leben wir in einer Zeit, in der weltweit rechte und faschistische Kräfte wieder im Aufwind sind. In vielen Ländern sind rechte Regierungen an der Macht, die teilweise gut miteinander vernetzt sind. Rassistisch motivierte Angriffe, Instrumentalisierung von Frauenrechten, Angriffe und Hetze gegen Geflüchteten-Unterkünfte, Verschärfungen des Asylrechtes, Kriminalisierung von Fluchthelfer*innen und eine Professionalisierung der extremen Rechten im Kampfsport…Das alles sind Realitäten der letzten Jahre. Das Urteil im NSU-Prozess am 11. Juli letzten Jahres und das gesamte Verfahren macht den Unwillen zur Aufklärung von staatlicher Seite mehr als deutlich. Die Täter-Opfer-Umkehr, die Verstrickung von staatlichen Strukturen und die Behinderung der Aufklärung dieser Mordserie sind nur einige Beispiele, die den institutionellen Rassismus deutlich machen. Wir unterstützen die Forderung: Kein Schlussstrich!
Faschismus und Patriarchat sind schon immer enge Verbündete, wenn es um die Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen geht. Doch gegen diese Ideologien regt sich weltweiter Widerstand. In Brasilien mobilisierte die feministische Bewegung hunderttausende Menschen zu Demonstrationen gegen die extrem rechte Regierung Bolsonaros. Auf den women’s marches demonstrierten Tausende gegen Trump und seine rassistische und sexistische Politik. Trotz des militärischen Sieges über den religiös-faschistischen sogenannten „Islamischen Staat“ geht auch dort der Widerstand gegen diese Mentalität und Ideologie weiter. Selbstverwaltete Strukturen wie z.B. in Teilen Kurdistans oder bei den Zapatistas in Mexiko bereiten die Basis für eine ernsthafte Auseinandersetzung und Überwindung einer faschistischen, patriarchalen und kapitalistischen Ideologie. Den Faschismus weltweit zu bekämpfen bedeutet nicht nur sich ihm in den Weg zu stellen, sondern auch die faschistische Mentalität überall dort zu bekämpfen, wo sie in der Gesellschaft zu Tage tritt.
Schulter an Schulter gegen den Faschismus!
Der Kampf um Befreiung ist international!
Sabot44