Es lebt noch eine Flamme

In unsrem Hörspiel „Grüße von dort Unten“ erfährt Rudolf Berner vom Tod seines alten Genossen Anton Rosinke im KZ, der ihn erschüttert. Rosinke war Mitglied der FAUD und Vorstandsmitglied der „Freien Sängergemeinschaft“, jenes Zusammenschlusses anarchistischer und syndikalistischer Chöre, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Opposition zu den immer unpolitischer und bürgerlicher auftretenden sozialdemokratischen Arbeiterchören gründete. Bereits zwei Jahre vor seinem Tod verhaftete ihn die Gestapo in Düsseldorf und erzwang für seine Freilassung die Übergabe sämtlicher Liederbücher, Notenblätter und Partituren der „Sänger Gemeinschaft“, die daraufhin vermutlich sämtlich zerstört wurden. Einige der Texte und nur wenige der Melodien konnten sich durch das Gedächtnis von Überlebende durch den Faschismus retten. Eines dieser Lieder ist „Es lebt noch eine Flamme“, das von Peter Heinrich Ortmann nach einem Text von Otto Erich Hartleben komponiert wurde. Auch wenn Ortmann selbst vermutlich nie FAUD Mitglied war, komponierte er doch viele neue Kampflieder der „Sängergemeinschaft“ und wurde in der syndikalistischen Presse als Genosse bezeichnet. Am Ende des Stückes über Berners Reise ertönt das Lied in einer neu vertonten Fassung, die hier nochmal gesondert gewürdigt werden soll.

Es lebt noch eine Flamme

Es lebt noch eine Flamme/Lied des Trutzes

Es lebt noch eine Flamme
es grünt noch eine Saat
Verzage nicht, noch bange
Im Anfang war die Tat!

Die finsteren Wolken lagern
schwer auf dem greisen Land.
Die welken Blätter rascheln,
was glänzt, ist Herbstesstand.

Den Blick zum Staub gewendet
so hasten Sie dahin.
Verdüstert ihre Stirnen
Dumfp und gemein ihr Sinn

Doch seh ich Fäuste zittern
und Schläfen seh ich glüh ́n.
Zornadern seh ich schwellen
und Augen trotzig sprühn.

Es lebt noch eine Flamme,
es grünt noch eine Saat
Verzage nicht, noch bange
Im Anfang war die Tat!