„Es träumt Antonio, dass das Land, das er bearbeitet, ihm gehört. Er träumt, dass sein Schweiß mit Gerechtigkeit und Wahrheit vergolten wird, dass es eine Schule gibt, wo die Unwissenheit geheilt wird, und eine Medizin, um den Tod zu erschrecken. Er träumt, dass es in seinem Haus licht wird und der Tisch sich füllt. Er träumt, dass sein Land frei ist und die Menschen im Recht sind, über ihre Belange und sich selber zu bestimmen. Er träumt, in Frieden mit sich selbst und der Welt zu sein. Er träumt, dass er für diesen Traum kämpfen muss, er träumt von der Notwendigkeit des Todes, um neues Leben zu erschaffen. Es träumt Antonio, und er erwacht…“
Als sich 1994 die Zapatisten im Süden Mexikos erhoben, formte sich schnell eine globale Solidaritätsbewegung. Den Kampf, den die Compas aus dem lakandonischen Dschungel kämpfen, ist auch unser Kampf hier. Deswegen kommen auch in Deutschland immer wieder aktive Menschen zum Rebellischen Zusammentreffen.
Dieses Jahr fand das 5. Rebellische vom 28. Juli bis 04. August in der Kommune Waltershausen statt. Eine ganze Woche voll von Vorträgen, Diskussionen und dem Austausch über aktuelle Kämpfe weltweit. Wir haben mit Freude an diesem Treffen teilgenommen, haben neue Kontakte geknüpft und alte intensiviert. Es gibt uns Kraft zu sehen, wie viele Menschen auf der Suche nach einem freien, würdevollen Leben sind. Und wie viele bereit sind die nötigen Schritte dahin gemeinsam zu gehen um einer lebenswerten Zukunft den Weg zu ebnen. Bezeichnend war, dass alle die gleichen Fragen umtrieb. Auch wenn viele dieser Fragen nur andiskutiert werden konnten, gab es beim Rebellischen Zusammentreffen einen Grundton – Die Notwendigkeit sich zu organisieren! Massenentlassungen am Arbeitsplatz, faschistischer Terror, patriarchale Gewalt und der gerade Weg auf eine Klimakatastrophe hin spitzen die soziale Krise weiter zu…Alleine sind wir handlungsunfähig, deswegen müssen wir gemeinsam gegen jede Form der Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen. Wir als Menschen die im Zentrum des Kapitalismus leben, haben dabei eine Doppelrolle. Zum einen als Ausgebeutete, zum anderen als Teil-Profiteure der Ausbeutung weiter Teile des Restes der Erde. Doch die, die uns Ausbeuten, sind die Gleichen. Deswegen müssen wir den Kampf internationalistisch führen, wenn wir gewinnen wollen.
„Fragend schreiten wir voran!“ – zapatistisches Sprichwort
In Waltershausen wurde diskutiert, wie das dann in der Praxis aussehen kann. Das KOLLEKTIV aus Bremen berichtete von ihrem Entwurf einer Stadtteilgewerkschaft. Vor 3 Jahren hatten sie mit ihren „11 Thesen über Kritik an linksradikaler Politik, Organisierung und revolutionäre Praxis“ den Diskurs zur Neuorientierung der Radikalen Linken in Deutschland befeuert. Daraufhin fand bei vielen ein Umdenken statt, da eingesehen wurde, dass sich mit der bisherigen Strategie gesellschaftlich keine nennenswerten Verbesserungen herbeigeführt werden konnten. Die Stadtteilgewerkschaft im Bremer Stadtteil Gröpeling, auch wenn sie erst im Aufbau ist, wird sie in der Nachbarschaft anerkannt und etabliert sich langsam.
Ein anderer Beitrag war der Vorschlag der zapatistischen Bewegung zur Bildung eines „weltweiten Netzwerks des Widerstands und der Rebellion“. Dabei geht es im Wesentlichen darum, die ganzen lokalen und regionalen Kämpfe in einem weltweiten Rat zusammenzubringen um gemeinsam den Widerstand koordinieren um unsere Kräfte zu bündeln. Den gesamten Vorschlag könnt ihr hier nachlesen und in eurer Gruppe/Organisation diskutieren.
Viele dieser Projekte sind gerade erst im Aufbau, einige haben Schwierigkeiten gesellschaftlich zu arbeiten und andere wiederum können schon Erfolge aufweisen. Der Austausch über Schwierigkeiten und Erfolge ist notwendig um voneinander zu lernen und uns gegenseitig in unseren lokalen Kämpfen zu stärken.
Auf viele weitere rebellische Zusammentreffen.
Sabot44