8. März: Es gibt nichts zu feiern!

Es gibt nix zu feiern – das Patriarchat muss jeden Tag bekämpft werden!

Am achten März 1917 verließen tausende Frauen in Russland die Munitionsfabriken, die Felder und ihre Häuser um sich die Straße zu nehmen. Zum ersten mal streikten Arbeiterinnen, Bäuerinnen und die Frauen, deren Männer für das Zarenreich im ersten Weltkrieg starben gemeinschaftlich gegen Ausbeutung und die herrschenden Zustände. Der Frauenstreik von Petrograd war der entscheidende Auslöser der Februarrevolution, die das Regime des Zaren stürzte und begann eine Regierung der Arbeiter und Soldatenräte aufzubauen. Im Gedenken an die streikenden Frauen Petrograds ist der achte März der internationale Frauenkampftag! Sehr viel hat sich seit 1917 an der gesellschaftlichen Stellung von Frauen verändert. Alle Erfolge waren das Ergebnis erbitterter Kämpfe um Selbstbestimmung und Freiheit.

Doch die Herrschaft des Patriarchats dauert weiter an.

Deswegen kämpfen auch heute noch Frauen tagtäglich auf der ganzen Welt entschlossen gegen ihre Unterdrücker. In Argentinien, Paraguay, Chile, Uruguay, Peru und Mexiko wehren sich hundert-tausende unter der Parole „Ni una menos/ Nicht eine mehr“ gegen das staatliche Schweigen über Frauenmorde und die machistische Mentalität der Gesellschaft. In den Vereinigten Staaten führte die #metoo Kampagne zu einer gesellschaftlichen Diskussion über die Strukturen, die es erfolg-reichen Männer ermöglichte ungestraft sexuelle Gewalt auszuüben. Ebendie Strukturen, die einen frauenfeindlichen Rassisten wie Donald Trump ins weiße Haus brachten. Zehntausende beteiligten sich seitdem an den Women‘s Marches gegen die Regierung.

In Polen demonstrieren Frauen für ihre körperliche Selbstbestimmung in einer konservativ-religiösen Gesellschaft.

In Istanbul, Moskau und Rio de Janeiro sind es Frauen, Trans- und Intermenschen, die mit allen, die sich solidarisch zeigen gegen die autoritären Regierungen aufbegehren.

Die Fraueneinheiten der YJA-Star und der YPJ kämpfen in den Bergen Kurdistans gegen den Faschismus und die patriarchale Gewalt des IS und des türkischen Staates.

Alle eint die radikale Überzeugung, dass nur sie selbst sich von der Unterdrückung befreien können. Ihr Kampf gilt der Befreiung aller Unterdrückten! Unbeachtet welcher Klasse sie angehören, unbedeutend welche Herkunft sie haben und unwichtig mit welchem Geschlecht sie sich identifizieren, es geht um die Freiheit der gesamten Menschheit!

Wir wissen: das Patriarchat ist ein System der Gewalt, dass die Herrschaft des Mannes über andere geschaffen hat und immer weiter trägt.

Wir wissen: das die tausende Jahre zurückreichende Geschichte patriarchaler Unterdrückung auch eng verbunden ist mit der Entwicklung von staatlichen Strukturen.

Staat und Patriarchat sind untrennbar voneinander. Sie bedingen und stützen sich gegenseitig. Deswegen können wir auch nichts vom Staat erwarten. Keine Regierung, und mag sie auch noch so „links“ sein wird von sich aus wirklich entscheidende Schritte zur Beendigung der Unterdrückung von Frauen, Trans und Intermenschen gehen.

Wenn die Grundrente der SPD Millionen Frauen eine Möglichkeit gibt ein würdevolleres Leben im Alter zu führen ist das gut. Aber es ist ein lächerlicher Ausgleich lebenslanger Benachteiligung und ändert nichts an der Tatsache, dass der größte Teil der Frauen weiterhin in schlechtbezahlten Jobs arbeitet.
Wenn das Brandenburger Parlament und die Chefetagen der Wirtschaft zur Hälfte aus Frauen bestehen ändert das nichts an der Realität von Frauen, die täglich unbezahlte Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege leisten müssen.

Alle staatlichen Maßnahmen sind nur Krümel, die uns hingeworfen werden, aus Angst vor wahrer gesellschaftlicher Veränderung. Denn wenn sich die Unterdrückten jenseits des Staates organisieren, bedrohen sie die sexistische Grundlage, auf der dieser Staat steht.

Der Rot-Rot-Grüne Senat in Berlin hat dieses Jahr entschieden, den achten März zu einem gesetzlichen Feiertag zu machen, um dem Kampf der Frauen um Gleichberechtigung zu ehren.

Wir sagen aber: HEUTE GIBT ES NICHTS ZU FEIERN!

Die Darstellung, dass in Deutschland quasi Gleichberechtigung herrscht ist falsch. Sexismus, Homo- und Transphobie sind immer noch tief in unserer Gesellschaft vorhanden. Jeden einzelnen Tag versucht ein Mann in Deutschland seine Partnerin umzubringen, jeden dritten Tag gelingt es ihm. Die Täter sind nicht ausländische Männer aus angeblich rückständigen Gesellschaften, wie uns rechte Hetzer erzählen, sondern weiße Deutsche. Die Zahlen sind nur die offiziellen Statistiken, die nicht die gesamte Realität abbilden. Zu sehr fürchten Frauen die Bloßstellung, wenn sie sich an staatliche Behörden wenden, und das zu recht. In den Medien werden Fälle von Frauenmord als „Beziehungstaten“ abgewertet und der Zusammenhang verdrängt, denn Eifersucht und Besitz-ansprüche sind Teil unseres Bildes von „romantischen“ Beziehungen. Ein Bild, das uns sagt „Eine Frau gehört ihrem Partner und wenn sie ihm nicht gehorcht, ihn verlässt oder jemand anderes findet, hat er das Recht Gewalt gegen sie auszuüben“.

Jeden Tag werden Frauen in Deutschland aus dieser Logik geschlagen, bedroht, gestalkt, bedrängt und vergewaltigt. Trans und Intermenschen, deren pure Existenz die patriarchale Ordnung in Frage stellt, sind ebenfalls Ziel brutaler Attacken, staatlicher Bevormundung und alltäglicher Diskriminierung.
Um die sexistische Herrschaft zu zerschlagen müssen wir weiter Kämpfen. Stark sind wir nur gemeinsam.
Seit 2016 schlossen sich Millionen Menschen in über 50 Ländern dem International Women‘s Strike an. Alleine in Spanien bestreikten letztes Jahr fünf Millionen Frauen unbezahlte Care-Arbeit, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und strukturelle Gewalt gegen alle unterdrückten Geschlechter.
Heute beginnt dieser Kampf in Deutschland.

Heute stehen wir alle hier und streiken!
Heute streiken wir in Solidarität mit allen kämpfenden Frauen, Trans und Intermenschen weltweit!
Heute streiken wir, weil unserer FreundInnen ermordet werden!
Heute streiken wir für alle, die nicht hier sein können!
Heute streiken wir für ein würdevolles und freies Leben!
Heute streiken wir, den ohne uns steht die Welt still!
Heute sind wir unüberhörbar, und werden nie wieder verschwiegen werden!

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