Ein neuer Wind
Die neuen Klimabewegungen vom Hambacher Forst über Ende Gelände bis Fridays for Future haben es geschafft, in kürzester Zeit Massen von Menschen zusammenzubringen und international zu vernetzen. Millionen junger Menschen riskieren ihren Schulabschluss und tragen ihre Wut auf die Straßen. Ihre Entschlossenheit beweist die Dringlichkeit der ökologischen Frage!
Die
Bewegung entwickelt eine nicht vorhergesehene
Kraft, die dazu führt, dass ihre Themen überall – wirklich
überall – auf der Tagesordnung stehen. Ob in den Parlamenten, in
Talkshows, an
den Universitäten oder in den Gewerkschaften: Alle haben auf
einmal etwas
zur Umweltzerstörung und zum Klimawandel zu sagen. Aber heißt das,
dass die
Bewegung es geschafft hat?
Auf jeden Fall geht es in die
richtige Richtung!
Aber
was ist der nächste Schritt? Wahrscheinlich die schrittweise
Erfüllung der bundesweiten
Forderungen von Fridays for
Future. Doch
wie wird das aussehen? Mehr Gelder für staatliche Institutionen wie
das Umweltministerium? Mehr Gelder für Forschung und Prämien
für Konzerne, die schnell umsatteln auf nachhaltige Produktion? Ein
Ausstieg aus der Kohleenergie in 20 Jahren?
System change, not climate change!
Damit hätte sich noch nichts am Bewusstsein der Menschen und schon gar nichts an dem System, in dem wir leben, geändert. Wir sind aufgewachsen im weltweiten Kapitalismus – einige auf der ausbeutenden Seite, andere auf der ausgebeuteten. Wir haben die kapitalistische Denkweise der Konkurrenz und Verwertung tief verinnerlicht. Durch die Industrialisierung und Verstädterung haben wir uns von unserer natürlichen Umwelt entfremdet. Inzwischen betrachten wir uns als von ihr unabhängig.
Der
Mensch begreift sich als Ordnungsmacht der Natur – er schafft,
verändert und formt sie. Wir bewerten die Natur ausschließlich nach
ihrem Nutzen für uns. Doch genau diese „Welchen Mehrwert hat eine
Mücke für uns?“- Mentalität darf nicht weiter gehen. Zu lange
haben wir die Konsequenzen unseres Handelns ignoriert. Unser
Verhältnis zur Natur ist heute auch bestimmt von der Klasse in der
wir sozialisiert sind. Diejenigen, die für den Großteil der
Verschmutzungen und Umweltzerstörungen verantwortlich sind, sind
die Profiteure des kapitalistischen Systems. Die Auswirkungen ihres
Handelns treffen selten sie selbst, sondern zuerst die Ausgebeuteten
im globalen Süden. Je mehr Knete, desto mehr Anteil an der
Zerstörung unserer Lebensgrundlage, könnte man sagen. Und das
andere Extrem? Menschen in Armut, die auf engstem Raum von Beton und
Müll umgeben sind.
Unsere Gesellschaft ist geprägt von Konsum
und Individualismus. Wir denken nicht darüber nach, in was für
einer Welt folgende Generationen leben werden. Es geht uns nur darum,
uns selbst ein schönes Leben zu gestalten. Wir leben in einem
Überfluss von Waren, da im Überfluss produziert wird. Wir
konsumieren Klamotten, Essen, Drogen und sogar menschliche
Beziehungen.
Wenn wir einen echten Wandel wollen, müssen wir
die Gesellschaft ändern. System change not climate change!
steht bereits auf vielen Plakaten der Streikenden und nichts weniger
kann unsere Forderung sein. Doch die Klimakrise ist eine akute
Bedrohung für unser aller Leben, welche Forderungen stellen wir also
jetzt um konkrete Schritte einzuleiten? Welchen gesellschaftlichen
Wandel brauchen wir? Längst gibt es Vorschläge für einen
ökologischen, nachhaltigen Kapitalismus. Aber Ökologie und
Nachhaltigkeit widersprechen der inneren Logik dieses
Wirtschaftssystems von Wachstum und Ausbeutung. Genauso ist es keine
Lösung, wenn wir nur unseren individuellen Konsum ändern. Es
braucht radikalere Wege!
Wie geht es weiter?
Überall
auf der Welt gibt es wachsenden Widerstand gegen koloniale Politik
und Ausbeutung! Mit diesen Bewegungen gemeinsam suchen wir Lösungen
und eine neue Form des Zusammenlebens und nicht mit Politikern, die
sowieso kein Interesse daran haben, dass sich an dem System etwas
ändert. Wie oft wurden schon internationale Klimaverträge
abgeschlossen, die doch nie eingehalten wurden? Jede Ausrede ist
recht, um die niedrig gesteckten Klimaziele für die Wirtschaft zu
missachten. Die Gesellschaft soll indes weiter ausharren. Doch nur
wir, als Gesellschaft können Lösungen aufbauen, die rechtzeitig die
Wende schaffen.
Durch die Kraft der neuen Klimabewegung wurden
diese Kämpfe zurück in die Gesellschaft getragen! Durch Forderungen
an die Politik wird die Verantwortung wieder an diejenigen zurück
gegeben, die nachweislich nie etwas an den Verhältnissen ändern
wollten.
Erkennen wir, dass wir die Macht haben, etwas zu
verändern!
Der Anfang ist gemacht. Nun stellt sich die Frage,
wie die Kämpfe weiter geführt werden können, ohne von außen
wieder zerschlagen zu werden hin zu einem Kapitalismus in grünem
Gewand. Wir müssen den Kampf gegen die Zerstörung unserer Umwelt
ganzheitlich betrachten. Nur durch eine befreite Gesellschaft werden
wir auch die großen Fragen unserer Zeit lösen können. Die
Klimafrage ist eine der drängendsten unserer Zeit. Erkennen wir die
Notwendigkeit, mit vollem Einsatz dafür zu kämpfen, dass auch
nächste Generationen weiterhin hier leben können.